Frohes neues Jahr! Heute ist der 01.01.2017, ein aufregendes Jahr liegt hinter uns und wir stürzen uns voller Tatendrang in neue Abenteuer. Doch heute halte ich erstmal inne, schaue zurück und nutze den Feiertag, um über die Feierei ohne Familie und Freunde zu berichten. Wir haben hier schon einige Anlässe zum Feiern gehabt, über die ich auch tatsächlich noch nichts geschrieben habe.

Mit Halloween fing es an, da waren wir gerade eine Woche in Austin, wohnten bei Mark und Diane, unsere Möbel waren noch auf dem Schiff, aber gefeiert wurde trotzdem, sogar zweifach. Bereits einige Tage vor Halloween gab es eine Feier im Golf Club hier in der Nachbarschaft. Mark ist dort Mitglied und so konnten wir mitfeiern. Diese Gelegenheit, Kinder zu treffen, ließen wir uns nicht entgehen. Ein Kostüm für Joshua war schnell gefunden und wir freuten uns über eine Heuwagenfahrt (hayride klingt irgendwie besser), Spiele, Candy, ein Buffett und eine Hüpfburg. Wir lernten dort Nachbarn mit zwei Töchtern kennen, die nur unwesentlich älter als Joshua sind und wurden direkt zu einer Halloweenparty eingeladen. Joshua wartete ungeduldig, bis es endlich soweit war. Die Kinder hatten sofort einen guten Draht zueinander und spielten toll miteinander. Nach einem Snack durfte dann das trick-or-treating natürlich nicht fehlen und ich erwartete extrem gruselig dekorierte Häuser und machte mir schon Gedanken, ob Joshua das nicht zu unheimlich finden würde. Bei einem Haus war auch die gesamte Veranda zugehängt, Nebel erschwerte die Sicht und Süßigkeiten bekam nur, wer sich zur Schlangenlady traute (sie hatte eine lebende Schlange um den Arm gewickelt). Aber sonst war es eher harmlos, ich war fast schon ein bisschen enttäuscht. Joshua war aber sehr zufrieden, sowohl mit seiner Ausbeute wie auch mit der Feierei selber. Letztes Jahr haben wir nämlich bei uns mit ein paar Freunden gefeiert und er war doch etwas in Sorge, ob das hier in Amerika auch schön würde.

Nur ein paar Wochen später war Thanksgiving (das wird immer am letzten Donnerstag im November gefeiert). Die Amerikaner haben die ganze Woche schulfrei, Familien kommen (z.T. aus dem ganzen Land) zusammen und verbringen einige Tage gemeinsam mit Schlemmen, Spiele spielen, Football schauen… Mark und Diane freuten sich sehr, dass wir ihrer Einladung folgten. Ursprünglich hatten wir geplant, in der Nähe von Houston mit Richards Onkel und seiner Familie zu feiern, aber wir hatten alle keine Lust auf die Fahrt dorthin und nutzten den Umstand, dass Richard von seinem deutschen Arbeitgeber nicht frei bekam als willkommene Entschuldigung.

Bereits Mittwoch waren wir zum Abendessen eingeladen und lernten schon einen Teil der Familie kennen. Weitere Familienmitglieder kamen dann am Donnerstag dazu, aber die geplanten 30 Leute wurden wir dann doch nicht, da einige Familienangehörige verhindert waren. Und so war es ein wirklich schöner Tag, es gab Unmengen an Essen und das war so lecker. Jeder steuerte einen Teil dazu bei, viele Rezepte sind Familientradition. Abends saßen wir mit Marshmallows am Lagerfeuer (habt ihr jemals Smores -Marshmallow Sandwiches mit Keksen, Schokolade und leicht geschmolzenem Marshmallow- probiert? Köstlich!) und waren satt und glücklich. Bei so einem Familienfest als Nicht-Familienmitglied dabei zu sein, kann etwas seltsam sein, aber wir sind dort so willkommen und fühlten uns überhaupt nicht fremd. Thanksgiving ist aber auch kein deutsches Fest, das wir kennen und feiern.

Ganz anders ist das mit Weihnachten, das wiederum ein paar Wochen später anstand. Das heißt, nein, mein Geburtstag war ja noch dazwischen, zwar kein gesetzlicher, aber für uns dennoch ein Feiertag. Der machte mich schon etwas nachdenklicher, denn die einzigen Freunde, die wir bisher hatten, waren verreist, so dass der Tag tatsächlich nur mit meiner kleinen Familie gefeiert wurde. Aber meine Jungs machten das toll, ich bekam ein leckeres Frühstück und durfte im Bett herumlümmeln und lesen, bis es fertig war. Besonders gefreut habe ich mich, dass Richard eine Skype-Konferenz mit einigen Freunden aus Deutschland organisiert hatte, denn als er mich einige Wochen vorher fragte, was ich mir wünsche, fiel mir nur dies ein und ich freute mich natürlich, dass er sich daran erinnerte. Den Nachmittag verbrachten wir im Park bei herrlichem Sonnenschein (ein Umstand, den ich zu meinem Geburtstag Ende November aus Deutschland nicht kenne). Aber dennoch ist es einfach schöner, von lieben Menschen, die an mich gedacht haben, besucht zu werden. Naja, nächstes Jahr kennen wir ja hoffentlich schon ein paar mehr Leute, die ich einladen kann.

Nun aber zu Weihnachten. Mit der Vorweihnachtszeit kam auch das Heimweh. Dekorationen und Lichter überall sind zwar schön, reichen aber nicht, wenn man gewohnt ist, sich bei eisigen Temperaturen mit einem Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt die gefrorenen Glieder zu wärmen. Und weder Glühwein noch Weihnachtsmarkt sind hier in der Adventszeit zu finden. Allerdings lieben die Kinder die Außendekoration der Häuser hier. Wir haben das (zweifelhafte) Glück, in unserer Nachbarschaft einige Exemplare zu haben, die es absolut übertreiben, jeden Tag wurde die Dekoration mehr bis wir das Gefühl hatten, die Eigentümer wollten einen Laden mit Lichterketten, aufblasbaren Disneyfiguren und all dem anderen Kram aufmachen, der sich in ihren Vorgärten stapelte. Sogar Joshua meinte irgendwann, jetzt sei es nicht mehr schön, und das will schon etwas heißen. Andere Dekorationen gefielen mir dagegen außerordentlich gut, so gab es im Westen der Stadt einige Guerilla-Schmücker, die einfach Bäume am Straßenrand dekorierten, z.T. sogar mit Beleuchtung. Toll war auch die Weihnachtsparade mit Blue Santa mitten in der Stadt. Zahlreiche Gruppen und Institutionen zogen mit Wagen wie bei uns an Fasching durch die Stadt, es gab viel Live-Musik (und zwar richtig gute) und die Zuschauer brachten Unmengen an Spielzeug mit, das während einiger Pausen von Santas Helfern eingesammelt und später bedürftigen Kindern gespendet wurde. Wieder eher unschön war das Hin und Her mit unserer Weihnachtspost, die die Amis erst nicht verschicken wollten, weil z.T. kleine Basteleien von Joshua in den Briefumschlägen steckten und sie dann ernsthaft über 20 Dollar haben wollten, um sie als Päckchen zu verschicken… gehts noch? Dazu kam, dass wir noch in der Gemeindefindungsphase stecken und nicht so recht wussten, wo wir einen Weihnachtsgottesdienst besuchen können und ob es uns dort dann auch gefällt. Nicht gerade gute Bedingungen für Weihnachtsstimmung.

Und so waren die Feiertage an sich auch ziemlich ernüchternd. Der Gottesdienst an Heiligabend war so spät und auch nicht wirklich unser Fall, dass Joshua schon ziemlich quengelig wurde und wir sogar früher gingen. ‘O du fröhliche’ hab ich dann einfach allein auf dem Heimweg gesungen, denn ein Heiligabend ohne dass geht ja nun wirklich überhaupt nicht. Mit meiner Familie hatten wir bereits mittags telefoniert und die fröhliche Runde dort beim Essen ‘gestört’. Mein Papa hat dann sogar die Gitarre geholt und wir haben über den Atlantik hinweg gemeinsam ‘Welchen Jubel, welche Freude’ gesungen, das ist bei uns nämlich Familientradition. Danke dafür, das war toll. Bei Mark und Diane waren wir vor dem Gottesdienst zum Essen gewesen und am Weihnachtstag waren wir dann wieder bei ihren Nachbarn eingeladen. Beides war schön und es tat gut, unter Leuten zu sein, aber die eigene Familie wär noch schöner gewesen.

Nun noch Silvester und dann ist es ja erstmal vorbei mit der Feierei. Aber Silvester ist so ein Tag, an dem ich oft melancholisch werde. Ich hatte ein bisschen Angst, dass ich Deutschland, Freunde und Familie besonders schmerzlich vermissen werde, aber das ist – zum Glück – nicht eingetreten. Wir hatten Freunde zum Käsefondue eingeladen, die Kinder blieben lange auf und freuten sich an unserem (teils eigentlich verbotenen) Feuerwerk und wir waren bald nach 12 im Bett. Vermisst habe ich die Raketen am Himmel, denn das Feuerwerk am Colorado River war zu weit weg, um es sehen zu können und in der Stadt war privates Feuerwerk verboten, wir vermuten wegen der Trockenheit hier. Zum Glück waren kleinere Feuerwerkskörper erlaubt, denn auf die Knallerei freut sich Joshua an Silvester am meisten.

Und nun habe ich es überstanden, aber diese erste Zeit mit einigen Feiertagen hat mir gezeigt, wie wichtig mir doch lieb gewordene Rituale und Traditionen zu bestimmten Anlässen sind. Und ich habe mir vorgenommen, für unsere kleine Familie Rituale und Traditionen zu finden um hier unsere Feiertage zu gestalten.

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