Sehnsuchtsort Sardinien. Die Karibik Europas. Von dieser Mittelmeerinsel haben so viele, mir persönlich oder aus sozialen Netzwerken bekannte Menschen geschwärmt, dass es unbedingt auf meine Bucket List gehörte. Ich träumte von einsamen Buchten mit klarem, türkisfarbenem Wasser, weißen Stränden, üppiger Vegetation und leckerem italienischem Essen. Nun waren wir dort. 54 Tage lang haben wir den Norden Sardiniens bereist, an einem Freilernercamp teil genommen, uns ein Bildungsprojekt angeschaut und dort mitgewirkt. Sardinien hat mich nicht in dem Maße gepackt, wie ich es erwartet habe. Komm in meinem Tagebuch nochmal mit mir auf die Reise, dann zeig ich dir, warum.

Reisetagebuch

Unsere Route im Norden Sardiniens (Bild aus der App Polarsteps, der ReisetagebuchApp meines Vertrauens)
  • 20.09. Ankunft in Olbia mit der Fähre. Leider ist es schon dunkel. Die Straße ist eng und die Sarden schneiden die Kurven. Einer kommt uns zu nah und fährt uns den Wohnwagenspiegel kaputt. Na, das fängt ja gut an.
  • Der Campingplatz ist echt teuer. Unsere ACSI Card Plätze sind rar und eher Kategorie Katzentisch. Also zahlen wir noch etwas mehr. Dafür haben wir Meerblick und Flamingos vor der Tür.
  • Wow! Das Meer ist echt der Hammer. Klares Wasser, krasse Farben. Ich erkunde mit den Jungs ein paar schöne Badebuchten in der Nähe.
  • 24.09. Wir besuchen den Garten für Kinder. Schauen uns das Grundstück an und lernen die beiden Familien kennen, die hier leben. Es ist sehr schön und hat definitiv Potenzial, doch schon nach der Anfahrt weiß ich, dass ich hier nicht leben will.
  • Ohne neuen Spiegel wollen (und können) wir nicht fahren, noch haben wir aber keinen gefunden, also bleiben wir etwas länger als geplant auf dem ersten Campingplatz. Es stürmt und regnet sogar etwas, doch zwischendurch scheint immer wieder die Sonne.
  • Richard hat einen Spiegel besorgt. 30 Minuten Fahrt und am Ende ist es doch nur ein verkleideter Kosmetikspiegel, für unsere Zwecke unbrauchbar. Aber er heißt Wohnwagenspiegel und sieht immerhin so aus, also geht es weiter.
  • 29.09. Ankunft auf einem Campingplatz der gleichen Kette, also gleiche Preise. Der Platz eher so Kategorie Schlammloch. Weiterfahren ist aber keine Option, also bleiben wir zähneknirschend.
  • Es gewittert die halbe Nacht lang. Morgens wird es heller und wir wagen einen kurzen Ausflug, bevor der Himmel wieder seine Schleusen öffnet. Camping im Regen ist echt nicht lustig.
  • Ja, sind wir denn hier in Spanien? Über Algheros Altstadt weht die katalanische Flagge, die Straßennamen sind spanisch und es wird eine Variante des Katalanischen gesprochen. Barceloneta, das kleine Barcelona, wird die Stadt auch genannt. Im Jahr 1354 eroberten Katalanen die Stadt, und bis heute hat Alghero sich den katalanischen Einfluss bewahrt. Wir erkunden die Altstadt und finden es richtig schön hier.
  • 02.10. Wir fahren zum Strand La Pelosa. Im Sommer kann man den ausschließlich mit Onlinereservierung betreten und muss Eintritt zahlen. Unter das Handtuch MUSS eine Bambusmatte gelegt werden, Sandburgen bauen ist verboten, nichts darf im Sand abgestellt werden… diverse Vorschriften verderben den Spaß, zumal sie von strengen Strandpolizisten durchgesetzt werden. Es ist sogar in der Nebensaison noch voll. Für zwei Stunden ist es ok, mehr müssen wir uns hier nicht geben.
  • 03.10. Bella Sardinia. So heißt unser Campingplatz. Und er hält, was er verspricht. Der Platz ist schön, wir stehen im Pinienwald, es gibt einen großen Pool und einen direkten Strandzugang. Hier finden wir auch endlich die Sparpreise, die uns die ACSI Card verspricht.
  • Von der Geschichte Sardiniens wissen wir wenig bis gar nichts. Daran soll ein Besuch des Nuraghen-Komplex Santa Cristina etwas ändern. Hier gibt es einen Nuraghen mit Dorf, ein Brunnenheiligtum und ein christliches Dorf zu sehen und wir erfahren etwas über die Bewohner Sardiniens in verschiedenen Epochen. Die Jungs finden es eher langweilig, auch ich hatte mir etwas mehr versprochen, interessant ist es für mich dennoch.
  • Eine gute Stunde nördlich von uns liegt ein besonderer Küstenabschnitt, den ich gerne sehen wollte. Cane Malu heißt er. Hier, nahe des Ortes Bosa, gibt es keinen Sandstrand, wie wir ihn in vielen Buchten finden, sondern eine Art Mondlandschaft aus weißem Trachyt. In dieser Felslandschaft befindet sich ein natürlicher Pool. Nach einer kurzen Wanderung erreichen wir den Pool und wagen auch den Sprung vom Felsen ins Wasser. Das macht Spaß, ist aber für Benji eher nichts, und nach einigen Sprüngen haben auch wir anderen genug und machen uns wieder auf den Rückweg.
  • Wir haben uns einen Wohnwagenspiegel bestellt. Er soll per Expresszustellung kommen, und wir bleiben den Rest der Woche noch hier auf dem Campingplatz. Es sind viele Familien auf dem Platz, mit einer davon verstehen wir uns gut und so verbringen wir viel Zeit miteinander.
  • So ein Mist. Die Zustellung des Paketes braucht drei Tage länger als zugesagt. Zu dem Zeitpunkt wollen wir aber gar nicht mehr hier sein, sondern auf der anderen Seite der Insel. Zum Glück können wir die Zustelladresse ändern.
  • 08.10. Wir fahren an die Ostküste. Nach Santa Lucia. Hier ziehen wir auf einen Campingplatz, der leider keine Campingkarten akzeptiert, aber nächste Woche soll hier ein Freilernercamp stattfinden. Damit wir am Dienstag nicht erneut umziehen müssen, bleiben wir hier. Allerdings ist das Preis-Leistungs-Verhältnis hier wirklich mies. Also Sardiniens Campingplätze sind krass teuer.
  • Wir genießen die direkte Strandlage des Campingplatzes. Es reisen auch noch andere Familien für das Freilernertreffen schon früher an und die Kinder finden schnell Freunde. Sie sind den ganzen Tag unterwegs, auf dem Platz, am Strand oder im Pinienwald. Ich hätte gerne noch einen Ausflug etwas weiter südlich gemacht, werde von der Familie aber überstimmt. Also bleiben wir hier.
  • 10.10. Heute soll das Paket ankommen. Was kommt, ist ein Anruf. Und zwar vom Campingplatz Bella Sardinia: Das Paket ist dort angekommen. Das ist doch echt verhext. Also lassen wir es uns nun auch noch nachschicken. Dieser Wohnwagenspiegel kostet uns mittlerweile über 100€, Wahnsinn.
  • 11.10. Das Freilernertreffen startet mit einem gemeinsamen Buffet. Im Laufe der Woche finden viele Aktionen statt, es gibt tolle Angebote, die allerdings überwiegend ich wahrnehme. Denn die Jungs sind glücklich mit ihren Freunden unterwegs, organisieren einen Verkaufsstand und brauchen sonst nicht viel.
  • 16.10. Nach vielen Diskussionen fahren wir nun doch zum Garten für Kinder. Die Anfahrt mit dem Wohnwagen ist für mich der reine Horror, am Ende steige ich aus und gehe die letzten Meter zu Fuß. Richard schafft noch ein gutes Stück, aber zum Schluss muss doch noch der Pick Up mit Allrad Antrieb den Wohnwagen aufs Grundstück ziehen.
  • Die erste Woche brauchen wir, um anzukommen, das Grundstück und die Umgebung etwas kennen zu lernen und ordentlich mit anzupacken. Denn ein Tag der offenen Tür steht an und es gibt noch viel zu tun. Wiese mähen, Beete herrichten, Quittengelee herstellen, das Schulprojekt erstmal selber kennen zu lernen, bevor wir eventuell von Gästen dazu befragt werden z.B.
  • 20.10. Ausflugstag ins Tal des Mondes (Valle della Luna). Eine sehr schöne Bucht mit (selbstverständlich) kristallklarem Wasser. Beim Schnorcheln sehe ich einen Oktopus. Die Kinder klettern viel auf den spannenden Felsformationen.
  • 22.10. Tag der offenen Tür. Mir sind die vielen Menschen zu viel. irgendwie war die Woche echt anstrengend und ich hätte lieber meine Ruhe. Es gibt auch Stress zwischen einer Freundin und der Chefin des Projekts, weil sich die Hunde nicht verstehen. Das trübt die Stimmung. Dass viele Familien im Anschluss noch ein paar Tage bleiben, macht es nicht einfacher. Ich hätte lieber meine Privatsphäre, bin wohl doch kein Wohngemeinschaftsmensch.
  • 28.10. Wir vier haben die Haare wieder schön. Es gibt hier tatsächlich einen Friseur, der in Österreich ausgebildet wurde und in Deutschland gearbeitet hat, so dass es keine Verständigungsprobleme gibt.
  • 30.10. Ausflug auf die Insel La Maddalena. Oh wie schön! Wir machen, gemeinsam mit den anderen Familien vom Grundstück eine Rundfahrt und halten an, wo es vielversprechend aussieht. Werden mit spektakulären Aussichten, tollen Stränden und leckeren Pommes belohnt.
  • 31.10. Halloween Party im Garten für Kinder. Wir haben Stationsspiele, eine Disco und Lagerfeuer vorbereitet. Vorher wurde fleißig Deko gebastelt und ein leckeres Buffett zusammengestellt. Eine neue Familie reist auch an.
  • 05.11. Heute machen wir einen Ausflug zu viert. Wir besuchen zwei Familien, die wir beim Tag der offenen Tür kennen gelernt haben. Es tut gut, mal aus dem Garten heraus zu kommen.
  • Das Bildungsprojekt ist nicht unser Ding. Hier funktioniert leider die Zusammenarbeit nicht so gut, da die Vorstellungen so unterschiedlich sind.
  • 11.11. Wir feiern Sankt Martin mit selbst gebastelten Laternen, einem Umzug und Lagerfeuer. Für uns ist es der Abschiedsabend, wir haben genug.
  • 12.11. Mit dem Pick Up wird der Homie vom Grundstück gezogen. Ich atme auf. Wir fahren in den Nordwesten und übernachten am Fährhafen. Morgen geht es auf die Fähre. Wir hätten die Nacht auch noch im Garten für Kinder bleiben können, aber dann wären Abreise und Fahrt stressiger geworden und wir sind auch einfach froh, dieses Kapitel abschließen zu können.

Unser Einruck von Sardinien hat sehr viel mit den Erlebnissen auf den Campingplätzen zu tun, aber eben auch mit unserer Erfahrung im Garten für Kinder. Deshalb ist unser Bild dieser an sich schönen Insel etwas getrübt. Die engen Straßen und recht weiten Entfernungen sind aber einfach nicht unser Ding. Für einen Urlaub ist das kein Problem, nur leben möchten wir so nicht. Und so reihen wir uns nicht ein in die Masse der begeisterten Fans der Insel. Nur das Wasser … da komm ich definitiv ins Schwärmen.

Na toll, da ist er hin, der Spiegel. Sardiniens Straßen und vor allem die Kurven schneidenden Sarden gefallen uns nicht so gut.
Kunst im Wasser
Kein Filter - ehrlich!
Felsformationen in Palau
Ein Strand wie auf der Postkarte - La Pelosa bei Stintino
Li Piscini
Keine Schnorchelmaske nötig
🙂
Panoramablick auf La Maddalena
Cala del Bollo bei Alghero
Campingplatz nach heftigem Regen
Camping im Regen ist doof.
Willkommen in Algheros Altstadt
In der Altstadt Algheros
Über Algheros Altstadt weht die katalanische Flagge
Die Treppenstufen der Kirche Santa Lucia in Arzachena
Parco Naturale Regionale di Porto Conte
Am Strand von Bella Sardinia
Der Pool bei Cane Malu ...
... ist über einen schmalen Durchlass mit dem Meer verbunden.
Die Mondlandschaft von Cane Malu
In der Mondlandschaft von Cane Malu
Ein Nuraghe aus der Bronzezeit (1500 -1200 vor Christus)
Weitere Elemente des Nuraghendorfes
Fischerort Bosa
Fischerdorf Bosa
Blick über den Garten für Kinder
Selbstgemachtes Quittengelee zum Tag der offen Tür
Valle della Luna
Im Tal des Mondes
Laut Internet gibt es keine Giftschlangen auf Sardinien. Aber diese hier auf unserem Grundstück ist sehr real.
Schildkröte im Tal des Mondes.
Wer nicht baden will, der klettert
La Maddalena bei Nacht
Ein Junge sitzt auf einem Baumstamm im Meer, im Hintergrund ist ein Felsen
Joshua im Meer auf La Maddalena
Ich stehe lachend vor dem blauen Meer
Me in my happy place
Die Farben des Meeres sind so wunderschön.
Und dann heißt es: Arreviderci oder eher: Tschüss Sardinien!

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