Vielleicht hast du dich auch schon gefragt, warum wir uns eigentlich ausgerechnet Texas ausgesucht haben. Die USA sind so groß und es gibt hier so viele spannende Ecken. Aber wir landen in Texas. Im Trump-Land. Nun ist es so: Richards Familie kommt aus Texas, seine Mutter ist in San Antonio geboren und einige wenige Familienmitglieder leben noch in Texas. Das spielte sicher eine Rolle, aber eigentlich sind wir in Austin, weil Richard meint, hier die besten Aussichten auf einen Job zu haben, falls er sich einen neuen suchen muss. Die Gegend hier wird nämlich auch Silicon Hills genannt, und so bieten sich hier tatsächlich täglich neue Möglichkeiten auf einen Job in seiner Branche. Und da ich nicht vorhatte, hier zu arbeiten, stand die Entscheidung fest.

Meine Vorstellungen von Texas beschränkten sich allerdings auf Cowboystiefel und Conny Reimann. Eine Idee der Landschaft hier hatte ich nicht wirklich, und was die Menschen betrifft, ebenso wenig. Als ich in Florida einen Pick-up in Monstergröße vorbeifahren sah und auf der Seite “Texas-Edition” las, wurde mir etwas mulmig und ich begann, mich zu fragen, ob es mir im Land der Superlative wirklich gefallen würde. Dasselbe Auto wirkt hier übrigens gar nicht mehr so groß, Pick-ups bestimmen das Straßenbild, kleine Autos gibt es kaum.

Texas, das ist vor allem viel Land. Trockenes Gras, trockene (oder sogar tote) Bäume, Felder, hier und da ein paar Kühe, Pferde, Schafe oder Ziegen bestimmen das Bild. Eine Farm nach der anderen zieht an mir vorbei, erkennbar am eingezäunten Gebiet mit mehr oder weniger imposantem Tor. Die Häuser stehen (für mich völlig unverständlich) sehr oft relativ nah an der Straße, wenn ich soviel Land hätte, würde ich mein Haus dorthin bauen, wo mir nicht jeder auf die Veranda schauen kann. Immer wieder verfallene Gebäude; abreißen macht wohl keinen Sinn, Platz ist ja auch genug da, also bleiben die Hütten einfach stehen und verwittern immer mehr. Gefällt mir aber ganz gut, hat sowas wild-romantisches.
Aber es gibt auch viel Hässliches. Große Fabriken, riesige Maschinen im Tagebau, auch das ist Texas.

An der Küste habe ich bisher erst einen Strand kennen gelernt, der ist schön, nichts Besonderes, aber eben ein Strand. Breiter Sandstrand, Dünen, erinnert an Dänemark, mir gefällt’s.

Und wie der Name schon sagt, ist einer überall zu finden: der Lone Star. Die Texaner sind unheimlich stolz auf ihr Land und der Lone Star schmückt jeden Brückenpfeiler, ist an vielen Hauswänden zu finden, ziert Gartenzäune, Büsche werden in Sternform geschnitten und in Houston hab ich ihn sogar auf der Mülltonne gesehen. Die amerikanische Flagge ist auch überall präsent, hier gerne gemeinsam mit der Flagge von Texas gehisst. Texas ist wohl sowas wie das Bayern Amerikas. Dazu passt auch der Spruch: Don’t mess with Texas, der ursprünglich nur davor warnen sollte, Müll einfach in die Gegend zu werfen, der aber längst ein Lebensmotto der Texaner geworden ist. Außerdem versteht man kaum etwas, wenn der Texaner an sich, ebenso wie der Bayer, den Mund aufmacht.

Austin ist da wie eine Insel innerhalb von Texas. Liberaler, europäisch, alternativ. Keep Austin weird ist das Motto, das manch einer schon zu genau nimmt und im hippen SoCo (South Congress, ein Viertel dicht an Downtown) im Häschenkostüm über die Straße hoppelt. Es kann auch passieren, dass mitten auf der Straße ein Pferd steht, mitsamt Reiter. Aber so bleibt es interessant. An jeder Ecke wird Live-Musik gespielt (z.B. im Supermarkt-Café), und auch Kinder-Konzerte sind hier wirklich ein Ohrenschmaus, die Musik ist richtig gut. Die Abgrenzung zu Texas wird besonders daran deutlich, dass die Einwohner sich Austinities nennen statt Texaner.

Nach dem, was ich bisher von Texas gesehen habe, war es auf jeden Fall eine gute Entscheidung, in Austin zu leben.

Einige der Bilder sind nur schnell im Vorbeifahren aus dem Auto heraus gemacht, bitte verzeiht die Qualität.

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