Ach 2023. Es fällt mir dieses Jahr so extrem schwer, mit dem Schreiben zu beginnen.
Beim Zurückblicken sperrt sich alles in mir. Ich will das nicht wieder fühlen. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich überhaupt darüber schreiben möchte. Andererseits finde ich es wichtig, die Dinge zu reflektieren und hinter mir zu lassen.
Allerdings ist es schwer, in Worte zu fassen, wieso sich für mich dieses Jahr so mies anfühlt. Im Außen war auch gar nicht so viel schlimm. Aber im Innen. Es ist viel passiert in mir dies Jahr. Und ich bin damit noch lange nicht fertig. Ich will das nur jetzt nicht reflektieren und vor der Welt ausbreiten. Und das Gute ist: Ich muss das ja auch nicht. Ist ja mein Jahresrückblick.
Ich habe beschlossen, mich in diesem Jahresrückblick komplett auf die guten Momente zu konzentrieren. Ich zähle nur die heiteren Stunden. Dieser Spruch steht am Wannsee über einer Garage, zu der ich 2022 gemeinsam mit meiner Freundin geradelt war. All das Schwere habe ich bereits in den Monatsrückblicken angesprochen. Das muss reichen. Jetzt schau ich mal, was in der Erinnerung aufleuchtet. Die schönen Dinge, die Glücksmomente will ich entdecken. Auf gehts.
Das erwartet dich in diesem Blogartikel:
Mein Jahresrückblick 2023
Unsere Reisestationen
Eigentlich hatten wir gar nicht vor, viel zu reisen. Aber da die Pläne sich geändert haben, sind wir doch ganz gut herumgekommen. Und damit hat sich sogar ein Ziel vom Jahr 2022 erfüllt. Wir sind nämlich endlich in den Südosten Europas gereist.
Nachdem wir für den Jahreswechsel und im Januar noch bei der Familie waren, ging es an nach Italien, an den Lago Maggiore. Von dort aus fuhren wir zurück nach Deutschland, um in Ruhe neu zu planen. Auch dieses Jahr besuchten wir zuerst noch Freunde und auch Familie innerhalb von Deutschland, bevor es nach Österreich ging. Endlich schafften wir es, nach 19 Jahren, Richards Geburtsstadt zu besuchen. (Die Einladung hierher gab es bei unserer Hochzeit und wir haben so viele Jahre gebraucht, um endlich nach Graz zu fahren.)
Mit unserer nächsten Station Ungarn verließen wir den deutschsprachigen Raum und konnten nicht mehr mit dem Euro bezahlen. In Rumänien besuchten wir ein Freilernerfestival, reisten durch Transsilvanien und bis ans schwarze Meer. Dort überquerten wir die Grenze nach Bulgarien, wo wir eine Familie kennen lernten, die dort eine (Dorf) Gemeinschaft aufbauen möchten. In Griechenland wären wir gerne länger geblieben, aber irgendwie war da der Wurm drin und wir nahmen relativ schnell die Fähre nach Italien. Mit Apulien und Sizilien lernten wir zwei neue Ecken dieses Landes kennen, bevor wir nach Sardinien kamen, wo wir auch das Jahr 2024 begrüßen werden.
Ostwärts
Endlich sind wir mal in eine andere Richtung gefahren. Statt, wie in den letzten drei Jahren, zur Iberischen Halbinsel aufzubrechen, ging es für uns erstmals Richtung Osten. Erstmal in Deutschland, wo wir noch Freunde bei Leipzig besuchten. Nach Österreich (was ja nicht wirklich im Osten liegt, aber immerhin waren wir in der südöstlichen Ecke Österreichs) fuhren wir dann mit einem Stopp in Budapest durch Ungarn. In Rumänien verbrachten wir einen ganzen Monat, ebenso wie in Bulgarien. In diesen Ländern war ich zum ersten Mal in meinem Leben.
Der Osten hat einen Ruf. Nicht unbedingt den Besten. Da geht es um Armut und Kriminalität. Aber auch um Gastfreundschaft und Freundlichkeit. Und beeindruckende Natur. Alles davon war Teil unserer Reise. Hier gibts die schönen Seiten zu sehen.
Rumänien hatte einige Highlights. Zum Beispiel die leuchtenden Kirchen. Selbst die kleinsten Dörfer haben Kirchen, die schon von weitem erstrahlen. Sie sind hell verputzt oder/und gestrichen und auch die metallenen Dächer sieht man schon aus der Ferne. Auch landschaftlich hat Rumänien ordentlich was zu bieten. Also, auf jeden Fall Transsilvanien, oder auch Siebenbürgen. Wir sind auf dem Transfagarasan Pass in die südlichen Karpaten gefahren, zwar nur bis hoch auf die Berge und wieder zurück, aber es war eine wirklich beeindruckende Fahrt. Auch Städte wie Sibiu und Brasov sind hübsch anzuschauen, wir haben Bären in einem Reservat gesehen und Schlammvulkane bestiegen. Einen Abstecher zu Draculas angeblichem Schloss in Bran haben wir auch gemacht, hätten wir uns aber auch schenken können. Das war nur nerviger Touristen-Rummel.
Bei einer Familie zu wohnen, also mit ihnen gemeinsam in ihrem Haus, war eine besondere Erfahrung. Hier haben wir herzliche Gastfreundschaft erlebt, hatten für eine Woche Anteil am rumänischen Leben, inklusive jeder Menge Schnaps.
Auch in Bulgarien wurden wir von unseren Gastgebern Braham und Elli sehr herzlich aufgenommen. Sie sind offen und interessiert an ihren Gästen und wir saßen einige Abende zusammen, aßen gemeinsam und quatschten. Elli ist im Ort auch sehr gut vernetzt und konnte uns Veranstaltungen empfehlen und uns Immobilien zeigen. Hier gefiel uns auch die Küste sehr gut, ein kleines bisschen erinnerte sie uns an Portugal.
Heimathafen Hohnstorf
Ich habe mich dieses Jahr bei meinen Eltern in Hohnstorf anders gefühlt. Es hat sich mehr nach Zuhause angefühlt als bisher. Die Jungs sprechen oft von Hohnstorf als ihrem Zuhause, aber für mich war das bisher eher Ferienwohnung. Urlaub eben, Heimaturlaub. Aber dieses Jahr war das anders.
Neben meinen Eltern gehört zu diesem Gefühl auch die Friedenskirche in Lüneburg. Mit diesen Menschen teilen wir die gleichen Werte. Wir hatten so wenig Plan davon, wie es überhaupt weitergehen soll, wie nie. Große Zweifel am Reisen und Freilernen haben uns dieses Jahr beschäftigt. Und da tat es so gut, uns dort sicher aufgehoben zu wissen.
So fiel mir diesmal auch der Abschied viel schwerer als sonst. Und in der Weihnachtszeit wünschte ich mich oft nach Deutschland, trotz Kälte und Dunkelheit. Es wäre schön gewesen, bei meinen Eltern am Weihnachtsbaum Genial zu spielen, gemeinsam über Weihnachtsmärkte zu schlendern und den Gottesdienst zu besuchen. Wir haben hier mit Adventskalender, Vorlesezeit, Märchen, Plätzchen und Lebkuchen auch eine gute Zeit gehabt. Dennoch zog es mich nach Hause. Wenn es nicht so ein Wahnsinn wäre (Umweltbelastung durch Flüge, Kontobelastung durch Extrakosten), hätte ich mich in den Flieger gesetzt.
Und ich finde es total schön, dass sich diese Verbundenheit mittlerweile so anfühlt. Für mich ist es ein Geschenk. Ein Geschenk meiner Eltern, die uns immer wieder bei sich aufnehmen und den Trubel und die Unruhe aushalten, die wir mitbringen. Ich bin sehr dankbar, dass wir bei ihnen einen Heimathafen haben.
Mein erstes Tattoo
Dieses Jahr ging mir Vieles unter die Haut. Und im Mai nicht nur sprichwörtlich, sondern auch ganz konkret. Ich ließ mich tätowieren. Es ist mein erstes Tattoo. Mit 43 Jahren, nach 25 jähriger Bedenkzeit, habe ich es jetzt endlich gewagt.
Auf instagram habe ich mich quasi influencen lassen. Denn ich habe bei jemand anderem ein Tattoo von der Künstlerin (zabisinkart) gesehen und war sofort begeistert von den feinen Linien, der Zartheit. Ich habe mich etwas auf ihrem Account umgesehen und wusste: So ein Tattoo würde ich mir auch stechen lassen. Und dann sah ich, dass sie als Gast in Braunschweig tätowiert. Und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem auch ich in Deutschland war. Das konnte doch kein Zufall sein!
Ich machte einen Termin aus und begab mich auf Motivsuche. Gefunden habe ich dann verschiedene Tattoos, die mir zusagten. Ich habe mich kreativ ausgetobt und die unterschiedlichen Tattoos zu einem “zusamengebaut”. Und das ist es dann geworden:
Ich werde immer mal wieder nach der Bedeutung des Tattoos gefragt. Es ist nicht ohne Grund auf meiner Wirbelsäule, auf meinem Rücken. Denn es beinhaltet die Dinge, die mich aufrecht halten, aufrichten. “I’ve got your back” ist eine englische Redewendung, die soviel wie: Ich gebe dir Deckung/Ich bin da/ich passe auf dich auf bedeutet. Und genau das sind die Dinge für mich, die in diesem Tattoo stecken.
Zum Beispiel ist Musik für mich etwas, dass mich auffängt, egal, in welcher Stimmung ich bin. Es gibt Lieder, die mir Hoffnung und Mut geben. Singen befreit meine Kehle vom Druck der Angst. Und deshalb hat das Tattoo die Form eines Notenschlüssels. Im Tattoo finden sich zwei Kreuze, an einem hängt ein Anker und es ist die Mitte des Kompasses, um das andere windet sich die Spirale. Weil der Glaube (an Gott) mir Halt gibt und die Richtung anzeigt. Die Spirale steht für ausströmende Energie, die Schöpfung und das Licht.
Für den Pfeil finden sich online viele Bedeutungen. Für mich steht er hier als Symbol für Durchdringung, für die Öffnung, die zum Licht führt. Er symbolisiert auch das Denken, welches Licht und Schöpferkraft mit sich bringt. Er ist der Lichtstrahl, der den geschlossenen Raum erhellt, denn er öffnet ihn für die Strahlen der Sonne.
Und dann ist das Meer mit zwei Symbolen vertreten. Der Sonnenuntergang über dem Wasser und die Meerjungfrauen-Flosse. Ich schaue gerne aufs Meer, das beruhigt mich. Ich liebe das stete Kommen und Gehen der Wellen und Gezeiten, die ewige Beständigkeit, die darin liegt. Ich fühle mich mit dem Wasser verbunden, es ist mein Element, darin bin ich in meinem Element. Und so finden sich in meinem Tattoo, auf meinem Rücken, all diese stärkenden, aufrichtenden, helfenden Aspekte meines Lebens.
Auszeit vom Alltag – Fisch und Täubchen unterwegs
What a difference three days make! Diese Tage gehören rückblickend zu den Besten des Jahres. Wir waren schon einige Wochen aus Italien zurück in Deutschland, hatten aber immer noch keine Idee, wie es weitergehen sollte. Die Jungs hingen motivationslos herum und mir fiel die Decke auf den Kopf. Da kam die Idee, gemeinsam zu verreisen, gerade richtig.
Da ich für mein Tattoo sowieso in Braunschweig war, starteten wir direkt von dort mit dem Zug. Wir waren an drei Tagen in drei Bundesländern (Bremen, Hamburg und Niedersachsen) unterwegs und hatten eine richtig gute Zeit. Es tat mir so gut, absolut nichts anderes zu tun zu haben, als das, wozu ich Lust hatte. Niemand, der etwas von mir wollte, nur zwei Freundinnen mit Zeit für Banales und Besonderes. Ein Urlaub für die Sinne – Irrsinn, Wahnsinn, Blödsinn!
Reisen ohne Homie – vielleicht wird alles vielleichter
Wir haben abgenommen. So ungefähr 1,5 Tonnen leichter reisen wir seit dem Sommer. Denn wir haben unseren Wohnwagen, unseren Homie, nicht mehr dabei. Wir reisen jetzt nur noch mit unserem Auto. Alles, was da nicht hineinpasst, kann nicht mit. Der Abschied fiel mir relativ leicht. Und auch wenn ich den Homie schon manchmal vermisst habe, bin ich doch überwiegend sehr erleichtert, ohne Anhänger unterwegs zu sein. Warum?
- Ich bin viiieel entspannter beim Fahren. Enge Straßen, Schlaglöcher, schmale Parkplätze? Kein Problem mehr.
- Wir haben mehr Platz. Unsere Unterkünfte sind so groß, dass wir auch mal eine Tür schließen können, um in Ruhe zu arbeiten/schlafen/lesen/zocken. Die Jungs haben ihre Ruhe und wir Erwachsenen auch.
Aber: Der Homie ist so schön! Was man von Ferienwohnungen meistens nicht behaupten kann. Außerdem sind es dort unsere Betten, unser Kram, und nicht fremdes Geschirr und Bettzeug. Wir könnten natürlich auch viel mehr dabei haben. Es gab durchaus Momente, in denen ich mir gewünscht hätte, statt in der Ferienwohnung im Wohnwagen zu sitzen. Und ich freue mich darauf, wenn wir einen Platz gefunden haben, an dem er stehen und uns wieder ein Zuhause (auf Zeit) sein kann.
Blog like nobody’s reading
Ich habe – neben der Bereisung Südosteuropas – auch beim Thema Blog mein Ziel aus dem Vorjahr geschafft: Monatliches Bloggen. Ich habe dieses Jahr 26 Blogartikel veröffentlicht. Monatsrückblicke, 12 von 12 Artikel und auch andere Beiträge sind entstanden. Ich habe an zwei Blogparaden teilgenommen und bin dem Ruf von Judith Peters zu verschiedenen Blogchallenges gefolgt. Ganz schön gut.
Mein Lied des Jahres
Schon immer denke ich gerne in Liedern. Das bedeutet, ich habe in vielen Momenten einfach direkt Liedtexte im Kopf, die mich dann auch noch eine Weile begleiten, bis das Thema, um das es ging, sich erledigt hat. Manche Dinge kann ich mit Musik einfach besser sagen. Oder besser verstehen. Und ich höre Musik, die meiner Stimmung entspricht. Oder die dem entspricht, wie meine Stimmung werden soll. Deshalb kann ich mit Musik ohne Gesang auch nicht so viel anfangen.
Mein Lied des Jahres ist tatsächlich Shallow (Lady Gaga & Bradley Cooper). Damit hat mein Jahr begonnen, es war das Lied des Monats Januar und es blieb das ganze Jahr. Weg vom Seichten, unter die Oberfläche, ans Eingemachte gehen. Ja, passt. Und Shalla lalala ist auch noch drin.
2023 in Zahlen
Reisen
- 8 Länder bereist
- ca. 12.000 km gefahren
- 6 Werkstattaufenthalte mit dem Auto
- 3 Fährüberfahrten innerhalb eines Monats
- in 26 verschiedenen Unterkünften übernachtet
Fitness
- 32 Workouts (Seven)
- 82 Workouts (Nike)
- 130 Yoga-/Fitnessworkouts (Mady Morrison)
Spotify
- 20 verschiedene Genres angehört
- 1864 Songs gestreamt
- 9781 Minuten lang gehört
- 407 Künstler*innen gehört
- 261 Minuten mit Clueso verbracht
Sonstiges
- 26 Blogartikel veröffentlicht, diesen Jahresrückblick noch nicht mitgerechnet. Yay!
- 55 Artikel im Schnitt monatlich eingekauft
- 31.05. und 27.12. erstes und letztes Bad im Meer
- 2x war ich beim Friseur. Und fühle mich jetzt, zum Ende des Jahres endlich wieder wohl mit meinem Kopf.
Was 2023 noch so los war
Ausblick – Was für Pläne habe ich für 2024?
Ich trau mich, ich trau mich nicht. Ich trau mich, ich trau mich nicht. Ach, was soll’s. Neues Jahr, neue Chance, meine Ziele tatsächlich zu verwirklichen.
- Anbaden: Ich starte frisch ins neue Jahr – mit einem Bad im Meer am 1.1.2024.
- Anker werfen: Aller guten Dinge sind drei. Wir finden ein Zuhause. Diesmal also wirklich wirklich. Oder vielleicht auch nicht. Aber wir starten einen neuen Versuch.
- Wunscherfüllung: Ich hake mindestens drei Punkte auf meiner Bucket List ab.
- Hochzeitstag: Wir feiern Porzellanhochzeit. Das sind 20 Jahre! Da könnten wir eine Party feiern.
- Weiße Weihnacht: 2024 verbringen wir Weihnachten dort, wo Schnee liegt.
Es ist ein schlauer Move, dass Du Dich auf die vielen schönen Momente des Jahres konzentriert hast. So wird es auch besser! Bestimmt!
Liebe Grüße von Katrina
Schöner Jahresrückblick!