April, April, der macht, was er will. Und nicht nur, was das Wetter betrifft, passte der Spruch dieses Jahr recht gut. So hatten wir z.B. Terminchaos rund um Richards neuen Pass, eine spannende Rückfahrt mit ADAC-Einsatz, Mietwagen und mehrfacher Schweizdurchquerung und einen abgebrochenen Schneidezahn. Aber auch Zeit mit Familie und Freunden, ersten Spargel und Sonne im Garten. Vieles, was wir anders geplant hatten und einiges, was trotzdem gut wurde.
Der April bot auch reichlich Momente, die mich an das Mantra oder Motto erinnern, dass ich zum Jahreswechsel in einem der in den sozialen Medien kursierenden Orakel-Wortgitter gelesen hatte. Vor allem, was die Themen Verbindung und Lektionen betraf. Ich fühle mich, als hätte ich über mich, meine Familie und auch einige Freundschaften Neues gelernt. Kein Tag ist ohne Grund in meinem Leben. Der eine ist ein Geschenk, der andere eine Lektion. Im April war von beidem was dabei.
Die bedrückende Stimmung der letzten beiden Monate wich einem Gefühl von Aufbruch und Neuanfang, immer wieder schlich sich aber auch Resignation mit ein. Der April: Pubertierende Allwetterperiode eben. Im Mai ist es dann hoffentlich vorbei mit dem Gefühlschaos.
Das erwartet dich in diesem Blogartikel:
Ciao Lago Maggiore – Abschied mit Hindernissen
Eine Woche waren wir im April noch in Italien, dann hieß es: Arrivederci! Für mich und die Jungs auf jeden Fall, Richard blieb noch eine Woche länger. Diese letzte Woche war aber noch gefüllt von schönen Treffen mit den Stella Verde Familien. Es wurde im Dorf gemeinsam gespielt, gab einen Ausflug zum Fluss, ein gemeinsames Pizzaessen und eine Wanderung in 1200 Metern Höhe. Und auch wenn wir wussten, dass unser Weg uns weiter führt, haben wir gerade diese gemeinsame Zeit noch sehr genossen.
Dann machten die Jungs und ich uns per Zug auf den Weg nach Deutschland. Um 7:50 Uhr winkten wir Richard zum Abschied, etwa 12 Stunden später wurde wir in Lüneburg von meiner Mutter abgeholt. Ohne Verspätungen kamen wir zwar etwas müde, aber doch entspannt an. Richard blieb in Italien, weil wir in der Botschaft in Mailand seinen Pass beantragt hatten und er bei der Abholung leider die Info bekam, dass sich die Fertigstellung verzögere. Als er allerdings auch eine Woche später noch nicht fertig war, bekam Richard seinen alten (noch gültigen) Pass zurück und fuhr los.
Leider kam er nicht sehr weit. Denn bereits eine gute Stunde später, als er gerade einmal um den Lago Maggiore auf die Schweizer Seite gefahren war, gab bei unserem Auto die Kupplung auf. Der ADAC schleppte das Auto mitsamt Wohnwagen ab. Richard fuhr quer durch die Schweiz, um in Deutschland einen Mietwagen mit Anhängerkupplung zu bekommen, fuhr zurück durch die Schweiz und machte sich dann mit dem Mietwagen und unserem Wohnwagen auf den Weg zu uns. Unser Auto sollte innerhalb der nächsten 11 Tage zu uns gebracht werden.
Bis heute ist es allerdings noch nicht angekommen. Und der Pass wartet nun – einen Monat später als zum eigentlich vereinbarten Termin – in Mailand auf Richard. April April! Naja, langweilig ist uns so jedenfalls nicht.
Ein Zahn bringt meine Welt ins Wanken
Gleich zu Beginn des Monats und mitten im fröhlichen (Abschieds-)Treffen von Stella Verde brach mir beim Frühstück ein Schneidezahn ab – und für mich die Welt zusammen. Ein Biss ins Brot, begleitet von einem hässlichen Knirschen, die Augen sahen den Zahn im Brot, die Zunge fühlte bestätigend die Lücke im Mund und ich flippte aus. Ich schlug die Hände vors Gesicht, lief ins Bad, schaute mir die Misere an und weinte schluchzend. Richard nahm mich tröstend in den Arm, suchte nach Zahnärzten und versuchte, telefonisch einen Termin für mich zu machen, scheiterte aber an der Sprachbarriere. Also fuhren wir einfach in die Stadt. Wir wollten die Zahnärzte direkt abklappern bis ich einen Termin bekäme. Der erste Zahnarzt war gleich ein Treffer. Etwa eine Stunde später hatte ich meinen Termin und der Arzt selbst sprach sogar Englisch. In einer kurzen Behandlung klebte er mir meinen Zahn wieder fest und ich konnte wieder lächeln.
Bemerkenswert war für mich, wie heftig ich reagiert hatte. Natürlich ist es nicht schön, wenn ganz vorne im Mund nur ein Zahnstumpf zu sehen ist, aber die Welt sollte deshalb eigentlich nicht untergehen. Mir hätte doch klar sein müssen, dass es nur eines Besuchs beim Zahnarzt bedarf, um vorübergehend versorgt zu sein. Doch ich bekam richtig Angst und war total überfordert. Ich traute mich kaum, den Mund zu öffnen, schämte mich und wollte nicht, dass jemand mich so sieht. In dieser Situation wurde mir klar, wie wenig belastbar ich derzeit bin und wie hoch mein Stresslevel ist. Dass mich diese Situation so aus der Bahn werfen konnte, war erschreckend, doch es brachte mich auch näher zu mir, half mir, mich selbst klarer zu sehen und zu verstehen.
Dankbar bin ich für Richard, meinen Fels, und die Versicherung von Benji, dass er mich mit oder ohne Zahn gleich lieb habe.
Rummel und Magengegrummel
Eine ähnliche Lektion erwartete mich ein paar Wochen später, als wir den Hamburger Dom besuchten. Einige Fahrgeschäfte nahmen wir mit, es gab ein paar Leckereien, doch dann wurde es uns zu voll. Die Menschenmassen, die sich über das Gelände schoben, waren zu viel für uns, das Gedränge sind wir einfach nicht mehr gewohnt. Besonders Benji litt. Ihm wird es schon immer schnell zu bunt, viele Menschen und hektisches Gewusel sind nicht sein Ding.
Und obwohl wir dann relativ schnell aus dem Gedränge verschwanden, grummelte es noch lange in seinem Bauch. So sehr, dass er sich abends dann mal so richtig auskotzen musste. Ja, er gab nicht einfach nur sein (heute vor allem fettiges, zuckerhaltiges) Essen wieder von sich, sondern spuckte auch alle Sorgen, die ihn belasteten, mit aus. Erst als er unmissverständlich klar gemacht hatte, was ihn in der letzten Zeit alles gestört hatte, ging es ihm auch körperlich besser.
Und wie ich bei der Geschichte mit meinem Zahn etwas über mich lernen durfte, wurde mir hier etwas über meinen Sohn klarer. Da hatte sich Einiges in ihm angestaut, dass er in den letzten Wochen geschluckt hatte, was ihm buchstäblich schwer im Magen lag. Und er brauchte erst diesen wuseligen, lauten und hektischen Tag, um sich mir zu öffnen.
Joshuas Geburtstag
Unser großer, großartiger Sohn wurde diesen Monat 12 Jahre alt. Wow! 12 Jahre ist es her, dass er mich zu (s)einer Mutter machte. Nachdem es in der ersten Aprilhälfte noch recht stressig zuging, planten wir den Geburtstag dann recht knapp. Joshua wünschte sich einen Besuch im Hochseilgarten, und da klettern gemeinsam mehr Spaß macht und der Geburtstag auf einen Samstag fiel, luden wir Freunde aus Braunschweig ein. Leider bekamen wir zwei Absagen. Umso mehr haben wir uns dann aber gefreut, als klar war, dass zwei Jungs, die wir am Lago Maggiore in den letzten Tagen getroffen haben, zu seinem Geburtstag hier sein würden.
Wie jedes Jahr bisher spielte auch das Wetter mit und wir hatten einen richtig tollen Tag im Hochseilgarten. Es war so schön zu sehen, wie schnell die Jungs zueinander fanden und wie gut sie sich verstanden. Das war nicht selbstverständlich, denn am Lago Maggiore hatten wir uns an nur drei Tagen gemeinsam mit den Anderen getroffen. Da wir aber doch gut harmonierten, blieb unser Besuch auch über Nacht und der Geburtstag dehnte sich noch auf den ebenso sonnigen Sonntag aus. Was für ein schöner Monatsausklang.
Lieder des Monats
Ich schreibe dieses Jahr auch über mein Lied des Monats und sammele so meinen Soundtrack des Jahres. Im April ist das tatsächlich schon wieder, zum dritten Mal hintereinander, “Ans Meer” von Silbermond. Offensichtlich wird es wirklich wieder Zeit, ans Meer zu fahren. Der Strand ruft.
Neben diesem Lied werden mir aus dem April aber auch andere in Erinnerung bleiben. Auch, wenn sie in der Statistik weiter unten auftauchen, gehören sie doch mit in meinen Soundtrack des Jahres. Denn sie sind verknüpft mit wichtigen Situationen und Entscheidungsprozessen.
Zum Beispiel “Alles tanzt” von Yada Worship. Ich habe es im Gottesdienst gehört, mitgesungen und durch dieses Lob einen neuen Zugang zu meiner Verbindung mit Gott gefunden. “Es ist Freude hier, alles in mir bebt, alles in mir lebt. Es ist Freude hier, ich kann nicht widerstehn. Alles tanzt!” Und dabei war mir im Alltag eigentlich überhaupt nicht nach tanzen zumute. Es tat so gut, es laut zu singen, und die Freude wieder zu spüren, die in mir vergraben gewesen war.
Während der Predigt, in der es um meinen persönlichen Exodus (orientiert am Auszug aus Ägypten) ging, begann ich in meinem Kopf “Stand your ground” von Joshua Hyslop zu singen, als wir aufgefordert wurden, unseren Raum zu halten, nicht abzuweichen von unserm Weg, entgegen aller Widerstände. Dieses Lied ist aber bereits im Soundtrack, denn es war im Januar schon Lied des Monats.
Und die Absagen zum Geburtstag von Joshua gaben mir zu denken. In den letzten Jahren hat sich so viel verändert, und unser Lebensstil unterscheidet sich immer mehr von dem unserer Freunde in Braunschweig. Es wird immer schwieriger, zusammen zu kommen und ich fühlte mich jetzt wie es Clueso in seinem “Gewinner” besingt. “Ich bin dabei, du bist dabei, wir sind dabei uns zu verlier’n.” Oder Silbermond in ihrer “Symphonie”. “Denn es ist Zeit, sich einzugestehn, dass es nicht geht. Es gibt nichts mehr zu reden, denn wenn es weh tut, ist es besser aufzugeben.” Ich nehme dieses Gefühl mit in den Mai und schaue mal, was es mit mir macht.
Was war sonst noch los im April?
Was steht an im Mai 2023?
- Ich hol mir einen Haken für meine Bucket List. Was ich machen werde? Rate doch mal, es ist einer der ersten 12 Punkte.
- Ich krieg eine Krone. Naja, nur mein Schneidezahn, aber der ist dann (hoffentlich) wieder so weiß wie sein Nachbar.
- Wir motten den Homie ein. Wenn für andere die Campingsaison beginnt, zieht der Homie in eine Scheune.