Für diese Woche war mieses Wetter angesagt. Zwar nicht unbedingt kalt, aber regnerisch mit Gewittern. Wenn mir auf der Wetter App die Gewitterwolken und Regenschauer entgegen leuchten, wird mir immer ganz mulmig. Was, um Himmels Willen, soll ich denn dann mit den Kindern anstellen? Aber Austin hat auch für Regentage viel zu bieten. Es gibt z.B viele Museen, die entweder keinen Eintritt kosten oder wöchentlich oder monatlich eintrittsfreie Tage (z.T. gesponsert) anbieten. Und so haben wir diese Woche fast ausschließlich Museen besucht.

Start war schon am Sonntag, da waren wir, gemeinsam mit Richard, im Bullock Texas State History Museum. Hier war ich mit den Jungs bereits beim Homeschool Day gewesen, wir hatten nicht alles geschafft und Richard war auch interessiert. Hier dreht sich alles um die Geschichte des Staates Texas, wie der Name schon vermuten lässt. Auf drei Etagen sind verschiedene Epochen der Entwicklung sowie typisch Texanisches zu erkunden. Schön war, dass diverse Hands-on-Exhibits (also Exponate zum Anfassen oder Ausprobieren) aufgebaut waren oder z.T sowieso vorhanden sind, damit wird es für (kleine und große) Kinder so schön anschaulich. Joshua wühlte sich z.B. mit Vergnügen durch mit Steinen gefüllte Wannen und sammelte die Plastikspinnen und Käfer, die hier so leben. So nah kommt er denen sonst nie.

Vielleicht sollte ich mal erklären, was eigentlich ein Homeschool Day ist. Viele Einrichtungen wie Museen, Behörden oder Firmen bieten regelmäßig Homeschool Days an. An diesen Tagen entfällt dann der Eintritt, oder er ist günstiger, dann sind es ähnliche Konditionen wie für Schulklassen. Manchmal muss man sich anmelden und manche Einrichtungen verlangen einen Nachweis, dass man Homeschooler ist. An diesen Tagen werden dann spezielle Führungen und Kurse angeboten, es gibt immer irgendetwas zum Ausprobieren, Basteln, Malen, Werkeln und oft auch kostenloses Material zum Mitnehmen. Solche Angebote sind wirklich toll, sie bieten einen echten Anreiz, diese Lernorte mit in den “Stundenplan” aufzunehmen.

Montag wären wir gerne im Museum gewesen, aber leider war es geschlossen. Diese Information muss in meiner Austin-Explorer App unbedingt angepasst werden, da ich die Öffnungszeiten auf der eigentlichen Museums-Website nicht gecheckt hatte, standen wir vor verschlossener Tür. Naja, auch so haben wir etwas gelernt, also, ich auf jeden Fall.

Und so waren wir dann am Dienstag im Texas Memorial Museum. (Übrigens das Einzige, in dem wir diese Woche Eintritt zahlen mussten.) Das ist eine Art Naturhistorisches Museum. In der Eingangshalle hängt ein riesiges Flugsaurierskelett, es gibt Edelsteine aus aller Welt zu bewundern, Dioramen mit texanischen Tieren und vieles mehr. Joshua interessierte sich sehr für die Edelsteine und auch Knochen von Tieren, die hier vor Millionen von Jahren gelebt haben. Hier sind wir auch wieder dem Onion Creek Mosasaur begegnet, den wir schon im Nature and Science Center kennen gelernt haben.

Am Mittwoch dann Kontrastprogramm. Wir waren im Texas Military Forces Museum. Was hab ich mir dabei nur gedacht, kam es mir als erstes in den Sinn, als wir dort ankamen. Denn ich bin überzeugte Pazifistin, mehr der Typ: Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin! Dennoch oder gerade deswegen war es aber eine gute Erfahrung. Gleich zu Beginn konnte man Uniformen anprobieren und Joshua war überrascht, wie schwer so ein Helm ist. Den wollte er lieber schnell wieder loswerden. Im Museum gab es allerlei Fahrzeuge zu sehen und die Jungs fanden diese auch sehr spannend. Viel interessanter fand Joshua aber die Kriegsszenen, die mit kleinen Figuren nachgestellt waren. Und diese boten so viel Gesprächsstoff. Hier wurde ihm klar, dass im Krieg Häuser und ganze Städte zerstört werden und Menschen verletzt, getötet oder gefangen genommen. Ich war ganz erstaunt, dass er darüber so erstaunt war, aber woher sollte er es auch wissen? Ist ja nicht so, dass ich mich regelmäßig mit meinem 5-jährigen Sohn über Lebensverhältnisse in Kriegsgebieten unterhalte. Hier war er so gebannt, dass zum ersten Mal von ihm der Kommentar kam: Warum drängelst du denn so, Mama? Leider hatten wir im Anschluss einen Arzttermin, sodass ich tatsächlich etwas drängeln musste. Bei  Mittagessen haben sich dann Joshua und Richard angeregt über seine Zeit beim Militär unterhalten und es steht fest, dass wir wohl nochmal kommen müssen, diesmal aber “mit Papa, der weiß sowieso mehr darüber als du, Mama.”

Donnerstag dann wieder etwas ganz anderes. Wir waren im Blanton- Museum of Art. Kunstmuseum mit kleinen Kindern? Ja, klar! Es ist total spannend, zu hören, was Kinder in den Bildern und Skulpturen sehen. Und sie stellen so herrlich unverblümte Fragen. Bei einigen Kunstwerken denke ich oft, wieso um Himmels Willen dieses im Kunstmuseum hängt, wenn es doch so gut in die Sammlung der Kunstwerke meiner kleinen Künstler zuhause passt. Mit meinen Kindern kann ich ganz ungeniert solche Diskussionen im Museum vor genau diesen Werken führen. Zugegeben, es hilft, dass wir auf deutsch miteinander reden und sicher sein können, das die Mehrheit der Anwesenden uns wohl nicht versteht. Ich freue mich auch jedesmal, wenn Joshua irgendetwas entdeckt, dass ihn begeistert, obwohl er noch im Auto gemault hat, wie laaangweilig so ein Museum doch sei.

Und Freitag schließlich besuchten wir das kleine, aber feine Splash! Exhibit. Hier wird direkt im Park neben dem entsprechenden Creek dargestellt, wie es unter Wasser aussieht, wer und was dort lebt beispielsweise. Das Mini-Museum ist wie eine Höhle aufgebaut, durch die man wandert und dabei allerlei erfährt und erkunden kann. So wird z.B. die Wasserqualität verschiedener Creeks dargestellt, man kann ein U-Boot steuern, durch einen kleinen Höhlenbereich krabbeln, den zu den gefährdeten Tierarten gehörenden blinden Salamander beobachten und ähnliches.

Wenn ich so zurückblicke, kommt es mir fast ein bisschen viel vor, das wir unternommen haben. Doch noch während ich darüber nachdenke, besinne ich mich und überlege, dass es auch nicht mehr ist, als in der Schule in einer Woche auf dem Stundenplan steht. Wenn ich versuche, unser Erlebtes in Schulfächern auszudrücken, dann hatten wir mindestens Geschichte, Naturwissenschaften, Ethik und Kunst. Also eine ganz normale Schulwoche.

Ein Unterschied zur Schule ist allerdings, dass ich diese Dinge gemeinsam mit meinen Kindern erleben kann. Joshua kommt nicht nach Hause und erzählt mir, dass er im Museum war und wenn ich Glück habe, erfahre ich noch, in welchem, sondern ich sehe selber, wann seine Augen leuchten, wo er genauer hinsieht, ich versuche mit ihm gemeinsam, Antworten auf seine Fragen zu finden und ich darf selber noch soviel dazulernen.

Das Wetter war übrigens gar nicht so übel. Unsere Museen Woche war trotzdem eine gute und (auch pädagogisch) wertvolle Beschäftigung, die ich nicht missen möchte. Ach, und nächste Woche startet im Kunstmuseum eine neue Ausstellung… 🙂

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