Im Februar 2018 machten wir einen Weekend Roadtrip, an einem langen Wochenende fuhren wir von Florida durch Georgia nach South Carolina und zurück, um uns in Charleston mit Richards Cousine zu treffen. Hier stelle euch den Teil von Georgia und South Carolina, den ich gesehen habe, vor.
Georgia ist der Peach State (jeder Bundesstaat der USA hat seinen Spitznamen), mehr als 40 Sorten Pfirsiche werden dort angebaut und können direkt beim Bauern gepflückt und gegessen werden. Irgendwie ging dies aber an uns vorüber, sonst hätten wir auf jeden Fall einen Stopp auf einer Pfirsichfarm eingeplant. Naja, beim nächsten Mal dann…
Als Braunschweiger kamen wir allerdings an der Stadt Brunswick nicht vorbei, denn sie ist tatsächlich nach unserer Heimatstadt benannt. Und sie ist auch wirklich ein hübsches Städtchen, allerdings recht verschlafen. Als wir um 16 Uhr die historische Altstadt erreichten, wurden gerade in den meisten Geschäften die Schilder auf CLOSED gedreht. Dort ist dann nicht mehr viel los, wir waren froh, noch ein(e) geöffnete Bar/Café zu finden, denn wir hatten den Kindern ein Eis versprochen. Anschließend schlenderten wir durch den Historic District bis zum Hanover Square in der Nähe der Richmond Street. Braunschweiger erkennen hier die Verwandschaft. Für alle anderen erkläre ich sie gerne. Im Süden Braunschweigs steht das Schloss Richmond, das 1768/69 für Augusta, Princess of Wales, die Frau des Erbprinzen Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel, gebaut wurde. Der Name erinnert an die englische Heimat der Prinzessin, Richmond Park an der Themse. Und Hannover ist unsere Landeshauptstadt in Niedersachsen, die eine, worauf auch immer begründete, aber gut gepflegte Feindschaft mit Braunschweig verbindet. Entsprechend pikiert waren wir, dass ein Park mitten in Brunswick nach Hannover benannt wurde 😉
Den nächsten Stopp hat uns die App Roadtrippers beschert. Wir haben nach interessanten Punkten entlang unserer Route geschaut und die kleinste Kirche Amerikas gefunden. Sie bietet Platz für bis zu zwölf Personen und einen Pastor/Priester. Wirklich die kleinste Kirche Amerikas ist sie wohl nicht, aber schön ist sie, mit Buntglasfenstern und ihrem eigenen kleinen Glockenturm. Etwas skurril wirkten auf mich die gartenzwergähnlichen Figuren vor der Kirche. Die Kinder liebten die Kirche, spielten Chordirigent (wobei ich den “Chor” bildete), läuteten die Glocke und Benji wollte das Gesangbuch gar nicht mehr aus der Hand legen. Für unser Familienbild vor der Kirche passte das ja noch ganz gut, anschließend bestanden wir dann aber doch darauf, das Buch wieder zurück in die Kirche zu bringen.
Unsere dritte und letzte Station in Georgia war Savannah. Wunderschönes Savannah. Eine echte Südstaatenperle. Hier haben wir viel zu wenig Zeit gehabt, schlenderten etwas durch eine Art Fußgängerzone und am Savannah River entlang und fanden es einfach nur schön. Die Kinder standen staunend vor der Great Wall of Candy, Joshua und ich schauten uns ein Spukhaus an, wir bewunderten die Georgia Queen, einen alten Raddampfer, der immer noch fährt (aber nicht mehr vom Rad angetrieben), aßen zu Mittag mit Aussicht auf den Fluss und mussten schon wieder weiter. Georgia, du hast sicher noch viel mehr zu bieten, falls wir mal wiederkommen, schaun wir noch genauer hin.
Und schon überquerten wir die Grenze zum nächsten Bundesstaat: South Carolina. Auch hier haben wir nur einen kleinen Ausschnitt gesehen, aber einen sehr schönen. Zuerst machten wir einen kleinen Abstecher nach Alabama. Unser nächster Stopp war in Greenbow, Alabama geplant. Filmfans dürfte es jetzt dämmern – wir sind natürlich nicht wirklich nach Alabama gefahren, ein kurzer Blick auf die Landkarte zeigt, dass das in der entgegengesetzten Richtung liegt. Aber als ich unseren späteren From Coast to Coast Roadtrip plante und in Alabama den Drehort von Forrest Gump besuchen wollte, stellte ich fest, dass dieser gar nicht in Alabama, sondern in South Carolina liegt. Auf der Bluff Plantation wurde das Südstaatenhaus, in dem Forrest mit seiner Mama lebt, extra für den Film auf- und nach Abschluss der Dreharbeiten sofort wieder abgebaut. Alles nur ein Bluff, also. (Achtung, Wortspiel 😉 ) Da man den Privatbesitz nicht betreten darf, hielten wir nur vor der eindrucksvollen Einfahrt, machten einige Bilder und fuhren weiter. Peinlich: Fast hätten wir die Farm verpasst. Zuerst führte uns die Roadtrippers App nämlich zur Nachbarfarm, wo wir munter Bilder machten. Beim Weiterfahren fiel uns dann das Schild der Bluff Plantation auf und wir dachten: Moment mal! Also alles wieder von vorn.
Charleston war das Ziel unserer Reise. Hier waren wir mit Richards Cousine verabredet. Wir kamen abends an, checkten in unserer AirBnB Unterkunft ein und verbrachten dann den ganzen Samstag in Charleston. Und hier ist es mindestens genauso schön wie in Savannah. Diese Südstaatenhäuser sind einfach toll, daran kann ich mich gar nicht satt sehen. Der Waterfront Park mit seiner Pineapple Fountain ist sehr bekannt und wirklich hübsch, aber die ganze Stadt kann sich sehen lassen. Wir starteten bei Tricera Coffee, ein irrer Laden voller Dinosaurier und mit richtig leckerem Kaffee und eroberten die Stadt dann zu Fuß und mit dem Wassertaxi. Gerade vom Wasser aus fiel mir auf, dass Charleston die sonst so charakteristischen Scyscraper fehlen, in dieser Skyline sieht man tatsächlich Kirchen. In Savannah ist das übrigens genauso.
Beide Städte haben im Sklavenhandel eine große Rolle gespielt, Charleston war lange der wichtigste und umsatzstärkste Sklavenmarkt Nordamerikas. Dazu gibt es ein Museum, das Old Slave Mart Museum, dessen Besuch mich schon sehr gereizt hätte, allerdings haben wir das Kulturprogramm an diesem Wochenende ausgelassen, ebenso wie den Besuch des Flugzeugträgers, der auf der anderen Seite des Cooper Rivers in Mount Pleasant als Museum liegt. Charleston ist aber definitiv immer wieder einen Besuch wert, hier sind wir hoffentlich nicht zum letzten Mal gewesen. Den Tag beendeten wir in einer Rooftop Bar und genossen den Blick über die Stadt.