Coaches. Sie begegnen mir überall. Online und offline. Und nun auch noch im Aufruf zur Blogparade von Danielle Berg, die fragt, was wir von unseren Kindern lernen können? Kids als Coaches? Den Ansatz finde ich allerdings sehr interessant. Und so mache ich noch auf den letzten Drücker bei der Blogparade mit.
“Ein Kind kann einem Erwachsenen immer drei Dinge lehren: grundlos fröhlich zu sein, immer mit irgendetwas beschäftigt zu sein und nachdrücklich das zu fordern, was es will.”
Paulo Coelho
Oh ja, (scheinbar) grundlos froh zu sein oder auch mal aus dem Nichts heraus laut zu lachen, das können Kinder so gut. Und wir Erwachsenen suchen nach Gründen, anstatt beherzt mit einzustimmen. Aber es gibt noch viele andere Dinge, die ich von meinen Söhnen lernen kann. Ich habe unseren Alltag mal genauer unter die Lupe genommen und dabei entdeckt, welche Coach – Qualitäten in meinen Jungs stecken.
Das erwartet dich in diesem Blogartikel:
Sag Nein!
“Nein, Mama, das mach ich nicht.” Joshua hat mir neulich sehr deutlich gesagt, dass er nicht will, dass andere darüber bestimmen, was er tut. Ich hatte (wieder mal) versucht, ihnen Themen, zu denen sie etwas lernen sollten, vorzugeben. Meine Versuche prallen bei ihm allerdings gnadenlos ab. Auch Benji weiß genau, was er nicht will. Es war bei beiden Jungs das erste Wort. Nein! Wenn sie etwas nicht wollen, dann sagen sie das auch. Womit sie sich nicht beschäftigen wollen oder was sie nicht essen möchten, dem wird deutlich eine Absage erteilt.
Das macht mich einerseits rasend, andererseits bewundere ich sie dafür. Ich habe schon bei manchen Treffen und Aufgaben meine Zeit und Energie investiert (und verschwendet), weil ich nicht den Mut hatte, Nein zu sagen. Sie trauen sich auch, Verabredungen mit Freunden abzusagen. Ich bin dann oft diejenige, der es unangenehm ist, diese Absage weiterzuleiten. Trotzdem freut es mich, dass sie spüren UND kommunizieren, was ihnen gut tut, oder eben auch nicht.
Sei selbst-bewusst!
“Mama, darf ich jetzt ins Bett? Ich bin müde.” Dieser Satz erzeugte ungläubiges Staunen in den Gesichtern unserer Nachbarn auf dem Campingplatz. Wir saßen am Lagerfeuer zusammen und die Kinder spielten noch miteinander, als Joshua zu uns kam und schlafen gehen wollte. Obwohl alle anderen Kinder noch wach waren und weiter spielten.
Dieses “sich ihrer Selbst bewusst sein” finde ich einfach genial. Sie spüren beide gut, was sie brauchen. Und dann haben sie noch dieses Selbstbewusstsein, das auch klar zu sagen. Auch wenn es nicht cool ist, früh schlafen zu gehen. Wenn sie eine Pause brauchen, dann nehmen sie sich diese. Ziehen sich zurück und gönnen sich Ruhe. Ich tendiere eher dazu, weiter zu machen, obwohl ich eigentlich nicht mehr kann. Und dann werde ich unleidlich. Da kann ich mir meine beiden Jungs zum Vorbild nehmen.
Lebe den Moment!
“Yesterday is history, tomorrow is a mystery. Today is a gift. That’s why we call it ‘The Present’.” Eleanor Roosevelt
Jetzt und Hier. Da sind wir Erwachsenen doch viel zu selten. Zu oft beschäftigt uns noch ein zurückliegendes Gespräch oder eine vergangene Begegnung. Oder wir sind mit dem Kopf schon längst bei der nächsten Aufgabe oder in der nächsten Woche. Aber im Moment sein, ihn bewusst erleben, das ist ein Geschenk. Und Kinder lassen sich offensichtlich lieber beschenken. Sie können ganz im Spiel versinken, sich auf eine Sache konzentrieren und in den Flow geraten. Da sollten wir sie viel weniger unterbrechen, in ihrem Sein. Und uns lieber selbst erlauben, den Moment zu genießen.
Ich erlebe diesen Moment bei den Jungs oft auch als länger andauernde Phase. Zum Beispiel letztes Jahr in Spanien gab es die Zeit, als sie bei der INDOMOVE-ACADEMY trainiert haben. Sie haben fast ausschließlich ihre Vereins T-Shirts getragen, die Musik gehört, die auch beim Training lief und eigentlich rund um die Uhr Handstand, Radschlag und Radwende geübt. Sie waren voll im (3 Monate dauernden) Moment, und haben alles, was mit der Akrobatik zu tun hatte, bis zum letzten Tag ausgekostet.
Sei stolz auf dich!
“Mama, schau mal, wie gut ich das kann!” “Ich finde, ich kann richtig gut malen.” Ob es der Handstand ist, die Zeichnung oder das selbst produzierte Lied – sie zeigen mit Stolz, was sie geschafft haben. Und sie sind überzeugt, etwas richtig Gutes gemacht zu haben. Selten zweifeln sie an ihrer vollbrachten Leistung. Und so formen sich gute Mantren, gute Glaubenssätze in ihnen, von denen ich hoffe, dass sie fest in ihrem Innern verankert bleiben.
Denn meine Stimme im Kopf weckt eher Zweifel und scheint sich nie mit dem zufrieden zu geben, was ich erreicht habe. Und ich muss mir Mühe geben, die Leistung meiner Jungs nicht zu schmälern, einfach aus Gewohnheit, weil ich das bei mir selber oft tue. Langsam und immer mal wieder schlage ich auch bei mir andere Töne an. Aber da kann ich mir noch viel von ihnen abgucken.
“Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.”
Pablo Picasso
Einfach machen
Es klingt so leicht. Du hast eine Idee? Na dann leg los! Einfach machen, ist die Devise. Und darin sind meine Jungs großartig. Während ich noch hadere und zögere, sind sie schon längst losgezogen. Sie haben im Sommer einen eigenen Podcast gestartet. Einfach mutig drauflos gequatscht. Auch wenn die Folgen zum Teil nur sehr kurz sind, werden sie veröffentlicht und Umfragen dazu erstellt … das ganze Programm.
Von ihrem Tun angespornt, wollte ich auch einen Podcast erstellen. Ein Cover, einen Namen und einen Trailer habe ich auch schon. Aber ich überlege, womit ich bloß starten soll und gebe bei jedem Versuch, eine Folge aufzunehmen, nach etlichen Anläufen doch wieder auf. Nach Monaten habe ich immer noch keine erste Folge aufgenommen. Sie aber haben zwischenzeitlich den Namen des Podcasts geändert, neue Themen für sich entdeckt und bereits einen zweiten Podcast gestartet, bei dem sie auch Videofolgen erstellen (wenn du mal schauen magst, klick hier). Wenn sie dann bald damit berühmt geworden sind und viel Geld verdienen, kaufen sie uns ein schickes Haus. Womit wir wieder beim Selbstbewusstsein sind.
“Wo Anmaßung mir wohlgefällt?
An Kindern: Denen gehört die Welt.”
Johann W. von Goethe
Dream big!
Ihre Träume sind groß. Sie werden reich und berühmt. Der beste Breakdancer/Skater/Akrobat Deutschlands oder Italiens oder der ganzen Welt? Auf jeden Fall der Beste! Ihre Podcasts werden bekannt und mit ihrem YouTube Kanal verdienen sie viel Geld. Sie werden einen Beruf erlernen/erfinden, der ihnen Freude macht und für den sie keinen Schulabschluss brauchen. Sie werden ein großes Haus am Meer bewohnen, mit Pool auf dem Dach, Trampolinpark im Keller und Yacht im eigenen Hafen. Sie sind Vorbilder im Umweltschutz, weil sie nur Fahrrad fahren. Sie werden eine eigene Fernsehserie haben.
Ist das unrealistisch? Vielleicht. Aber wer weiß das schon? Wenn sie so selbstbewusst durchs Leben gehen, ist doch alles möglich, oder? Ich liebe ihre Träume. Sie machen mir ab und zu etwas Angst, aber ich bin gespannt, was diese Beiden im Leben alles anstellen und erreichen werden.
Trauen wir uns doch wieder, groß zu träumen. Ich fang jetzt gleich damit an.